Wenn der Schein trügt – Louis Armstrong und die chemische Entlackung
Bevor der erste Ton das Ohr erreicht, erblickt das Auge schon den faszinierenden Metallglanz des Instrumentes. Messing, Kupfer, Silber sind die Metalle, die dem Blechblasinstrument Körper und Funktion verleihen.
Um diesen beeindruckenden Metallschimmer zu erhalten, muss der Instrumentenbauer nach erfolgter Politur einen Schutzlack aufbringen. Ohne diese Versiegelung würde das Instrument nach kürzester Zeit seine schöne Optik einbüßen.
Handschweiß und Fingerabdrücke in Verbindung mit Luftsauerstoff und Feuchtigkeit führen zu einer fleckigen Patina auf der Instrumentenoberfläche, die eher an einen Dachbodenfund als ein edles Instrument erinnern.
Und dennoch sieht man zuweilen Musiker, die mit einem mit auffallender Patina behaftetem Instrument auftreten.
Der vorhandene oder fehlende Schutzlack führt zu einem in Nuancen veränderten Schwingungsverhalten und Klangbild. Nur das geübte Musiker-Ohr kann diese Feinheiten wirklich heraushören, doch der veränderte Klangcharakter des Instrumentes wird auch vom eher ungeübten Zuhörer – vielleicht unbewusst – wahrgenommen.
Die Auswahl des chemischen Entlackungsmittels und die erforderlichen Temperaturen müssen sehr sorgfältig erfolgen und benötigen Erfahrung und Fachwissen, um die empfindliche Oberfläche des Instrumentes nicht zu beschädigen. Die Auswahl eines geeigneten Verfahrens unterscheidet sich von Instrument zu Instrument und hängt stark vom verwendeten Schutzlack und Werkstoff ab.
In der Regel erfolgt diese chemische Entlackung mittels Tauchverfahrens in unseren für diesen Zweck zumeist kleinen, aber feinen, Tauch-Entlackungs-Geräten.
Ob Louis Armstrong sich dieser Technik bedienen musste, sei der Fantasie überlassen.